Familie Simon Nussbaum - Kissinger Straße 3 - 5

 

 

Hermann Nussbaum   Ella Eleonora Nussbaum


Markus Nussbaum    Carl Nussbaum

 

 

Familie Nussbaum gehörte zu den ältesten jüdischen Familien Hammelburgs. Um 1800 kam Manes Nussbaum, geb. 1771 in Burghaun, nach Hammelburg und ließ sich in der Stadt nieder. Er war verheiratet mit Marianne, geb. 1775 in Willmars. Manes war Stoff- und Manufakturwarenhändler. Das jüdische Ehepaar hatte drei Söhne und drei Töchter. Die Söhne Samuel (* 1801), Israel (* 1804) und Hermann Hirsch (*1816) blieben in Hammelburg ansässig. Simon Nussbaum, geb.1848 in Hammelburg, war ein Sohn des Hermann Hirsch Nussbaum. Simon gründete 1876 ein Kaufhaus für Textilwaren in der Kissinger Straße 5 (alte Haus-Nr. 234). Er war verheiratet mit Pauline Sichel (1848 - 1922) aus Bad Neustadt a. d. Saale. Simon und Pauline Nussbaum hatten fünf Kinder: Markus (* 1878); Rosa (* 1880), Meta (* 1883), Carl (* 1885) und Hermann (* 1891).

 

 

 

 

Das bekannte Textil - und Modewaren - Kaufhaus Simon Nussbaum

Hammelburg - Kissinger Straße 5

(1876 - 1938)

Fotoarchiv: Erich Hutzelmann, Hammelburg

 

Hermann war der jüngste Sohn des Simon Nussbaum und seiner Frau Pauline Sichel. Er wurde 1891 in Hammelburg geboren. Hermann war Schüler der Königl. Lateinschule in Hammelburg. Nach dem Abitur in Würzburg studierte er Pharmazie in Fürth. Dort lernte Hermann Nussbaum seine Frau Ella Eleonore Mager kennen. Am 21.3.1922 wurde Sohn Rudi geboren.

 

 

 

 

Hermann und Ella Nussbaum, geb. Mager

mit Sohn Rudi 1926

 

1931 zog die jüdische Familie nach Frankfurt a. M. Hermann Nussbaum erwarb in der Frankfurter Altstadt eine Apotheke. Unter dem zunehmenden Druck der Nazis musste er 1936 Hab und Gut verkaufen. Die jüdische Familie floh zunächst nach Italien. Als auch dort die Repressalien gegen Juden immer schlimmer wurden, emigrierten Hermann und Ella mit Sohn Rudi 1938 nach Amsterdam. Im Mai 1940 besetzten deutsche Truppen die Niederlande. Am 16. November 1942 wurden Hermann und Ella in Amsterdam verhaftet und kamen in das Sammellager Westerbork. Ella wurde von dort noch Ende 1942 in das KZ Bergen - Belsen deportiert, wo sie am 4.5.1945 gestorben ist. Hermann blieb bis 25.2.1944 in Westerbork. Dann kam er nach Theresienstadt. Am 16.5.1944 erfolgte die Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz (+ 30.6.1944). Sohn Rudi überlebte den Holocaust, indem er sich bei einer christlichen Familie außerhalb Amsterdams versteckt halten konnte.  Quellennachweis und Foto: Elke Stenzel, Den Nazis eine schallende Ohrfeige geben, Zeitzeugen erinnern sich, Kapitel III (Laureen und Rudi Nussbaum), Berlin 2009. 

  

 

 

Markus Nussbaum

geb. 28. Sept. 1878, gest. 26. Jan. 1937

 

Jüdischer Friedhof Bad Neustadt a. d. Saale; Foto: Elisabeth Böhrer

 

Markus war der älteste Sohn des Simon Nussbaum. Er war in Bad Neustadt a. d. Saale verheiratet und betrieb dort ein Textilwarengeschäft. 1936 musste er Hab und Gut, Haus und Geschäft weit unter Wert verkaufen und die Stadt verlassen. Er floh mit seiner Familie nach Frankfurt a. M. Dort starb Markus Nussbaum am 26.1.1937. Seine Frau Meta und die Kinder Hans und Liesel überlebten den Holocaust durch Flucht und Emigration in die USA. Quellennachweis: Elisabeth Böhrer, Historikerin.

 

 

 

 

Im Alter von 84 Jahren starb am 21.9.1932 Simon Nussbaum in Hammelburg.

Hammelburger Zeitung, 23.9.1932

 

 

Carl Nussbaum war der zweite Sohn des Simon Nussbaum. Carl wurde am 6.9.1885 in Hammelburg geboren. Er übernahm das Kaufhaus seines Vaters Simon in der Kissinger Sraße 5. Carl war verheiratet mit Mali (Amalia) Berk. Carl und Mali Nussbaum hatten zwei Söhne, Herbert (* 1914) und Edwin (* 1920). In der NS-Zeit wurde die jüdische Familie von der NSDAP schwer traktiert und bedrückt. Carl Nussbaum wurde am 30.11.1934 in Würzburg von der Gestapo in Schutzhaft genommen und in das KZ Dachau eingewiesen. Dort blieb er inhaftiert bis 12.12.1935. Die jüdische Familie floh 1938 nach Hamburg und emigrierte 1939 nach Manchester (England). Das Kaufhaus in der Kissinger Straße 3 - 5 ging in nichtjüdischen Besitz über.

 

 

"Es lässt sich nicht zu Papier bringen, was wir erlitten und erduldet haben",

schrieb Carl Nussbaum 1946

aus Manchester an die Spruchkammer Hammelburg.

 

 

Die beiden Töchter des Simon Nussbaum waren Rosa (1880 - 1933), verheiratet mit Gustav Strupp in Gotha, und Meta (1883 - 1976), verheiratet mit Adolf Meibergen in Wesermünde (Bremerhafen). Meta und Adolf Meibergen flohen mit den Söhnen Siegfried, Heinz und Kurt nach Kalifornien (USA) und überlebten den Holocaust. Quellennachweis: Stammbaum der Familie Nussbaum/Hammelburg, Charlotte Isler, geb. Nussbaum und Donald Isler, Irvington, New York.