Seit 1922 gab es eine lokale NSDAP-Gruppe in Hammelburg, die schon in der frühen Weimarer Zeit 60 Mitglieder hatte. Die lokale Machtergreifung geschah 1933, eine Woche nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933. SA und NSDAP besetzten am Sonntag, den 12. März 1933, das Hammelburger Rathaus und das Bezirksamt (Kellereischloss). Auf dem Dach dieser Gebäude wurden die Hakenkreuzfahne und die Reichskriegsflagge gehisst.

Am 25. März 1933 erfolgte die Absetzung des 1929 demokratisch gewählten Stadtrates der Weimarer Zeit. Der Stadtrat musste sich an einem Samstagabend zu einer "außerordenlichen Sitzung" treffen und die Selbstauflösung beschließen. Der Beschluss wurde unter Anwesenheit der SA und der NSDAP einstimmig gefasst. SPD-Stadtrat Adam Marterstock durfte an dieser Sitzung nicht mehr teilnehmen.

Im Amtsgerichtsgefängnis Hammelburg begannen am 7. März 1933 willkürliche Schutzhaft-Inhaftierungen durch die SA. Mitglieder des SPD-nahen Reichsbanners, Gemeinderäte von SPD und KPD aus Aura und Euerdorf wurden verhaftet. Unter diesem Druck wurde die Auflösung der demokratischen Selbstverwaltungsorgane und die Absetzung der Bürgermeister erzwungen. Wer nicht freiwillig zurücktrat, dem drohte die Einweisung ins KZ Dachau, das am 21. März 1933 eröffnet wurde.

Innerhalb von sechs Wochen waren im März/April 1933 die Stadt- und Gemeinderäte und die Bürgermeister ihrer Ämter enthoben.  Es begann die politische Gleichschaltung aller Gremien, von der auch die Lokalpresse, die Vereine, die Feuerwehr und Berufsverbände betroffen waren. Bis Mai 1933 hatte Hammelburg nicht nur einen neu gebildeten NS-Stadtrat und einen neuen NS-Bürgermeister, auch waren die Vorstände der Vereine mit Mitgliedern der NSDAP neu besetzt. Die hauptverantwortlichen lokalen NS-Funktionäre in Hammelburg (Stadt) waren:

 

 

NS-Bürgermeister Raymund Rüth, Rechtsanwalt (16.April 1933 - Oktober 1935)

Beigeordneter und zweiter NS-Bürgermeister Eduard Kessler, Zahnarzt (1933 - 1945)

SA-Gründer und SA-Sonderkommissar Adolf Stumpf, Automechaniker (1930 - 1934)

Truppführer des NSKK (Motor-SA) Heinrich Lang, Kinobesitzer (1932 - 1936)

NSDAP-Ortsgruppenleiter Ignaz Köberl, Zollbeamter (1935 - 1945)

Bezirksbauernführer Georg Happ, Landwirt (1933 - 1937)

NS-Bürgermeister Karl Clement, Kaufmann (1. Mai 1936 - 7. April 1945)

SA-Sturmführer Ludwig Hartmann (1938; Pogrom)

Leitender Arzt im Lager Hammelburg Dr. Eugen Förster (1939 - 1945)

Leiter der Bezirkssparkasse Hammelburg Dr. Maximilian Raab (1935 - 1945)

 

  

NS-Landrat Dauer (1941 - 1945) im Landratsamt (vorher Bezirksamt) Hammelburg war verantwortlich für die Deportationen aus dem Bezirk Hammelburg 1942/1943. Der Amtsvorsteher des Bezirksamtes Hammelburg in der Zeit von 1932 - 1938 war Oberamtmann Albert Fruth. Er war Nichtmitglied der NSDAP und wurde 1938 nach Speyer strafversetzt. Sein Nachfolger bis 1941 war Amtsverweser Rinecker.

 

 

 

Quellen:

Hammelburger Zeitung 1933 - 1938

LRA und Spruchkammer Hammelburg, Staatsarchiv Würzburg

 


 

 

 Foto: Michael Kenna

 

 

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